Dienstag, 18. Oktober 2016

MEG Milch Board: Krise in der Endlosschleife gefangen

Einige Wochen vor dem Auslaufen der Milchquote veröffentlichte die MEG Milch Board ihre RoadMap Milch & Markt. Den Verantwortlichen war klar, dass der Milchmarkt ohne bedarfsgerechtes Mengenmanagement nicht funktionieren kann. Anstelle der Milchquote plädierte die MEG Milch Board für eine flächendeckende Pflicht zur Einführung schuldrechtlicher Verträge zwischen Milcherzeugern und Molkereien, in denen Mengen und Preise festgeschrieben werden. Profitiert hätten beiden Seiten durch ein hohes Maß an Planungssicherheit. Es kam anders. Während die Quote fiel, blieb das System der Andienungspflicht und Abnahmegarantie bestehen.

Nach dem Quotenende weiteten die deutschen Milcherzeuger ihre Produktionsmenge bereits im ersten Jahr um 4,5 Prozent aus, weitere Steigerungen folgten bis Mai 2016. Diese massive Mengenausdehnung führte zu einem totalen Einbruch der Milchpreise. Zum Quotenende im April 2015 lag der Milchpreis bereits 23 Prozent unter dem Vorjahresniveau von 2014 (39,56 Cent/kg). Seitdem gingen die Preise nochmals um 23 Prozent zurück und erreichten im Juli 2016 ein Niveau von 24,4 Cent. Die Folgen für die Milcherzeuger sind katastrophal, wie die aktuellen Veröffentlichungen der MEG Milch Board belegen. Die Preis-Kosten-Ratio, welche das Verhältnis zwischen den Milcherzeugungskosten und den realen Milchauszahlungspreisen aufzeigt, ergab eine Unterdeckung von 46 Prozent und markierte damit ein neues Allzeittief. Die Wirtschaftlichkeit der Milcherzeugung ist damit auf ein dramatisches Niveau ohne Arbeitseinkommen gesunken, wo zudem auch keine Abschreibungen mehr bedient werden können.

Diese Entwicklung blieb nicht ohne Folgen. Da die Milcherzeugung unter den beschriebenen Bedingungen ruinös ist, reduzierten viele Betriebe die Produktion oder gaben die Milchviehhaltung ganz auf. Seit Mai 2016 sinkt die Anlieferungsmenge und rutschte im Juni  erstmals unter die Vorjahreslinie. Für Peter Guhl, Vorstandsvorsitzender der MEG Milch Board, beginnt nun eine neue Dimension des Marktversagens. Weil die Molkereien, allen voran das DMK, längerfristig mit hohen Milchmengen zu Schleuderpreisen kalkuliert haben, diese aber nicht mehr „angedient" bekommen, kommt es nun schlagartig zu Engpässen in der Versorgung mit Butter und Käse. Die Spotmilchpreise in den wichtigsten Erzeugungsländern verdoppeln sich innerhalb von nur drei Monaten. Molkereien, die  langfristige Verträge mit dem Handel abgeschlossen haben, kommen nun zunehmend in Not. Leidtragend sind dann - trotz steigender Nachfrage - wieder die Milcherzeuger.

Der massive Einbruch der Milchpreise nach dem Quotenende und die missliche Versorgungslage aktuell stehen für Guhl in engem Zusammenhang. Ohne ein regulierendes Mengenelement führen starre Andienungs- und Abnahmegarantien zwangsläufig ins Marktchaos. Wären diese zum Quotenende durch schuldrechtliche Verträge mit eindeutigen Mengen- und Preisvereinbarungen ersetzt worden, hätten beide Verhandlungsseiten Planungssicherheit erhalten und die drastischen Ausschläge nach oben und unten wären ausgeblieben. „Erzeuger, Molkereien, Handel und Politik müssen aus dieser Krise lernen", so Guhl. Er ist sich sicher: Eine Neuregelung der Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeugern und Molkereien ist unumgänglich. Allen Beteiligten, die das auch ernsthaft wollen, streckt die MEG Milch Board auch weiterhin die Hand entgegen. Solange dies nicht gelingt, bleibe die Krise in der Endlosschleife gefangen!